Das Echo-Clan Territorium

Fliederblüte

Die Heilerin sah Russjunges belustigt an. "Es gibt mehrere Kräuter, die man für dasselbe verwenden kann.", erklärte sie. "Das ist praktisch, denn je nach dem, wo man sich befindet, wachsen in der Umgebung nur bestimmte Kräuter." Fliederblüte bedeutete der Kätzin, soviel Ginster mitzunehmen, wie sie tragen konnte.
Danach lief die Heilerin in Richtung Wald, wo wieder Gras wuchs. Auf einer Wiese fand sie, was sie gesucht hatte. Sie legte ihre bereits gesammelten Kräuter neben sich ab und sagte: "Diese Pflanze ist Borretsch. Wie du siehst, besitzt sie haarige Blätter, an denen erkennst du sie schnell. Wenn sei blüht, hat sie kleine, sternenförmige, blaue oder lilane Blüten. An der Form der Blüte kannst du sie besonders gut identifizieren, wenn du dir nicht sicher bist."
Fliederblüte riss ein paar von den Stängeln ab und legte sie auf den kleinen Haufen, welcher sich bereits angesammelt hatte.
"Borretsch wird für säugende Königinnen verwendet, um die Milchproduktion anzuregen, oder gegen Fieber.", miaute sie.


Bonsaifluss

Bonsaifluss lief ebenfalls zum Moos und sammelte möglichst viel auf einem Haufen. Mit einem Blick auf Löwenjunges Haufen nickte sie. "Ja, das sollte für ein paar schöne, weiche, warme Nester reichen. Noch ein wenig und wir haben es beisammen.", meinte sie. Fröhlich summte sie vor sich hin. "Ihr macht das gut!", sagte sie zu den Jungen.

Bonsaifluss

Mit viel Moos im Maul lief sie hinter Löwenjunges und Nussjunges ins Lager zurück. Unterwegs dachte sie kurz nach. "Aschenjunges wird doch nicht schon wieder etwas getan haben...er weiss genau, dass das grössere Konsequenzen haben würde." Die Kätzin schüttelte den Gedanken jedoch schnell ab. "Er wird schon schlau genug sein.", murmelte sie.

Horizontpfote

Die Schülerin freute sich sehr über das Lob. "Wirklich? Meinst du, ich bin so weit? Habe ich gute Fortschritte gemacht? Wie lange wird es etwa noch dauern?" Die Fragen sprudelten ihr nur so aus dem Mund, sie wollte alles zu ihren Fortschritten wissen.
Plötzlich wurde sie sich bewusst, dass Buchentau ihr eine Frage gestellt hatte. "Tut mir leid, Buchentau. Ich bin manchmal etwas zu stürmisch...aber du kennst mich ja.", seufzte sie.
"Natürlich werden wir das! Du bist eine wirklich gute Freundin für mich geworden! Das ist doch toll, dass wir uns so gut verstehen! Ich habe mir immer gewünscht, dass meine Mentorin mich versteht und meine Freundin wird. Und das ist in Erfüllung gegangen.", miaute sie glücklich und grub ihre Schnauze kurz in Buchentaus Fell.

Horizontpfote

Horizontpfote rannte wie der Wind. Ihre Pfoten fingen langsam an zu brennen; sie war es sich vom FederClan Territorium her gewohnt, über Gras und Waldboden zu laufen. Doch sie achtete nicht darauf und biss durch. Da war eine Katze in Gefahr, und dem Schrei nach war es eine noch ziemlich Junge.
Nach einer kurzen, aber sehr schnellen Strecke sah die rote Kätzin auf einmal etwas, was rasend schnell eine riesige Wut in ihr hochsteigen liess. Ein paar Streuner hatten Sternenpfote während dem Kräutersammeln angegriffen!
Horizontpfote flog die kleine Böschung zum Ort, wo es zum Kampf gekommen war, nur so herab. "Wie könnt ihr es wagen!", kreischte sie. "Eine Heilerschülerin anzugreifen! Und dann noch zu dritt gegen Eine!"
Während sie die Katze, welche Sternenpfote auf dem Boden hielt, in voller Fahrt ansprang, fauchte sie verächtlich: "Was seid ihr doch für Feiglinge!" Doch dann blieb ihr keine Zeit mehr, die Eindringlinge anzufauchen, denn sie konzentrierte sich voll und ganz auf das kämpfen. "Jetzt kann ich zeigen, was in mir steckt.", dachte sie zufrieden und stiess der Katze, welche sie von Sternenpfote heruntergestossen hatte, mit voller Wucht die Hinterbeine in den Bauch. Der muskulöse Kater war durch die plötzlich auftauchende Verstärkung ganz perplex gewesen und Horizontpfote nutzte den Überraschungsmoment.
Durch ihren Tritt wurde der Kater durch die Luft geschleudert, wo er einige Schwanzlängen entfernt liegen blieb. Horizontpfote war schnell bei ihm und sprang seinen Rücken an. Wütend stiess sie ihm ihre messerscharfen Krallen links und rechts in die Seite und riss ihm einige schmerzhafte Kratzer ins Fleisch.

Horizontpfote

Horizontpfote keuchte. Damit hatte sie jetzt wirklich nicht gerechnet. Obwohl der dunkelrote Kater sehr muskulös war, so stark hätte sie ihn nicht eingeschätzt. Die Wunde, die er ihr zugefügt hatte, brannte. Sie war ziemlich tief, doch die rote Kätzin vergass den Schmerz.
Horizontpfotes Gedanken flogen. Sie wog ab, was sie nun am besten tun sollte, und entschied sich schnell wieder für Überraschungsangriff. Sie liess sich unter dem Kater zusammensacken und merkte, wie er seinen Griff ein wenig lockerte. Diesen Moment nutzte sie, um alle Kraft, die sie aufbringen konnte, in einen Sprung gegen oben, wo der Kopf des Katers war, aufzubringen. Zufrieden merkte sie, wie seine Kiefer loslassen mussten und sie sah, dass sein Kopf herumgeworfen wurde.
Im Sprung drehte sie sich elegant und kam auf den Pfoten ein wenig weiter drüben wieder auf. Sofort ging sie wieder in Angriffsstellung und kauerte sich sprungbereit nieder.

Horizontpfote

Horizontpfote riss sich mit wütendem Geheul von der Kätzin los. Sie spürte, wie ihr Nackenfell durch ihre Zähne schrammte, aber es war ihr egal. Wendig drehte sie sich um und kauerte sich nieder.
Sie schätzte ab, wohin die Kätzin springen würde, täuschte einen Sprung von rechts vor und drehte im letzten Moment ab, um sie frontal anzuspringen. Durch den Aufprall wurde sie zusammen mit der Streunerin weggeschleudert, und die zwei Katzen rollten in einem kreischenden Knäuel vereint ein Stück über den Boden.
Horizontpfote zog der Kätzin die Krallen tief über das Gesicht und biss sie in die Schulter. Sie lockerte ihren Biss erst, als die Kätzin kurz zu Boden ging. Die rote Kätzin sprang auf ihren Rücken und presste sie zu Boden, dass alle Luft aus ihren Lungen wich.
Knurrend behielt sie die Oberhand. Sie presste ihre starken Vorderbeine fest auf den Boden und spannte die Muskeln an. Sie machte sich so schwer wie möglich, wie sie es gelernt hatte, und fixierte den Nacken der Kätzin grimmig.
[ib"Verschwinde, wenn dir dein Leben lieb ist!"[/b], zischte sie ihr ins Ohr.
Die Katze unter ihr strampelte sich frei und Horizontpfote lockerte ihren Biss, als sie merkte, dass sie fliehen wollte. "Dann geh doch.", dachte sie grimmig, sah ihr hasserfüllt nach und spuckte ein Büschel Fell aus.

Horizontpfote

Hektisch warf Horizontpfote den Kopf herum. "Sternenpfote?" Sie hatte die Schülerin rufen gehört. Als sie sah, was passiert war, jaulte sie laut auf. Ihre Mentorin Buchentau lag regungslos am Boden und schien schwer verletzt, wenn nicht sogar tot zu sein. Horizontpfote stürzte zu ihr und kauerte sich neben ihr nieder. "Buchentau! Sag doch was!", flehte sie verzweifelt und beugte sich über die Kriegerin. Sie bewegte sich nicht. Horizontpfote schniefte und Tränen drohten ihren Blick zu verschleiern.
Doch auf einmal wurde sie auf die Streunerin aufmerksam, welche die Heilerschülerin des EchoClans mitzerrte. "Sternenpfote!" Die rote Kätzin erhob sich sofort und wollte sie der Streunerin, welche Sternenpfote fest im Griff hatte, wütend nachsetzten und die arme Heilerschülerin befreien. Doch Horizontpfote zögerte. Was, wenn sich in ihrem alten Territorium noch mehr Streuner versteckten? Und Buchentau brauchte auch dringend Hilfe!
"Sternenpfote wird es alleine nicht schaffen!", dachte sie verzweifelt.
Sie wollte sich gerade entscheiden, Sternenpfote trotzdem zu retten zu versuchen, als sie auf einmal zu Boden geworfen wurde. Scharfe Krallen gruben sich in ihr Bein und sie schrie wütend auf.
Horizontpfote wirbelte herum. Vor ihr stand abermals der muskulöse Streuner, der sie am Anfang attackiert hatte.
Mit einem Kampfschrei warf sich Horizontpfote erneut auf ihn und klammerte sich diesesmal ganz fest an seinen Rücken. Sie liess nicht los, auch als er versuchte, sie wie eine lästige Fliege abzuschütteln. Mit aller Kraft, die sie nur aufwenden konnte, riss die rote Schülerin dem Kater ihre Krallen erneut durch das Fell. Sie liess ihre unbändige Wut, die sie verspürte, in die Bewegung einfliessen und riss dem Streuner ganze Fellbüschel aus. Knurrend fletschte sie die Zähne und verankerte ihr Gebiss in seinem Fell.

Horizontpfote

Horizontpfote war überrascht, als er Streuner plötzlich von ihr abliess, sie zwar noch ein paar mal kratzte, dann aber seinen Kumpanen nachlief.

Sie versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Weit hinten, schon fast im Wald, sah sie die drei Streuner laufen. Einer hatte Sternenpfote in seiner Gewalt, und gerade kam der muskulöse Kater dazu, um zu helfen. Eine dritte Katze humpelte stark und schien verletzt zu sein. "Wenigstens das.", dachte Horizontpfote. Doch dann sah sie die Heilerschülerin, wie sie versuchte, sich mit allen Mitteln zu wehren.
Ein letztes Mal rief sie Sternenpfotes Namen, doch sie wusste genau, dass es keinen Sinn mehr hatte. Alleine würde sie sterben bei dem Versuch, es gegen die drei Streuner aufzunehmen, und Buchentau brauchte dringend Hilfe.
Völlig verzweifelt und mit grossen Schuldgefühlen wandte sich die Schülerin vom FederClan Territorium ab. Mittlerweile war die seltsame Gruppe im Wald verschwunden. Horizontpfote lief wie der Wind zu ihrer Mentorin, die am Boden lag, und der roten Kätzin liefen die Tränen nur so über das Gesicht. "Es tut mir leid.", flüsterte sie mit zitternder Stimme und warf einen letzten Blick über die Schulter auf ihr ehemaliges Territorium.

Am Ende ihrer Kräfte kauerte sich Horizontpfote neben Buchentau nieder und fing an, ihr Fell ganz sanft zu lecken. Vorsichtig wusch sie die grössten Wunden an Schulter und Nacken aus und versuchte anschliessend, die Kriegerin zu wärmen, in dem sie sich fest an sie presste um ihre eigene Körperwärme auf sie zu übertragen. "Buchentau! Buchentau, sag doch etwas! Bitte! Du bist doch noch so jung! Du darfst mich nicht verlassen!" Horizontpfote versuchte zu rufen, doch es gelang ihr nicht. Sie brachte nur ein lautes Krächzen zustande. Verzweifelt wiederholte sie ihre Worte immer und immer wieder, bis es ihr aussichtslos schien.
Die rote Schülerin war am Boden zerstört. Sie wollte einfach nicht glauben, dass Sternenpfote entführt und ihre geliebte Mentorin womöglich tot war.

Die Schülerin erhob sich. Es war, als fühlte sie nichts, und ihr Gesicht glich einer bizzarren Maske. Und auf einmal war sie unglaublich wütend. "Nein!", schrie sie in einem plötzlichen Anfall von Adrenalin. "Ich weigere mich, das zu glauben!" Horizontpfotes Stimme überschlug sich, und durch den dichten Tränenschleier, der ihre Sicht trübte, schrie sie aus voller Kehle: "Buchentau! Komm endlich zu dir!"
Zwei Sekunden später war der kurze Anfall jedoch wieder vorbei und Horizontpfote fiel zitternd neben Buchentau in sich zusammen. Sie wusste, dass es aussichtslos war, doch wie ein Junges hängte sie ihr ganzes Herz an den winzigen Hoffnungsschimmer, den es für ihre Mentorin noch zu geben schien.

Langsam hob sie ihren schmutzigen, tränenverschmierten Kopf und flüsterte tonlos ein letztes Mal: "Buchentau, bitte. Du musst es schaffen."
Sie klammerte sich nur an diese Worte und wünschte, die Streuner wären nie in ihr Territorium eingedrungen.

Horizontpfote hatte keine Tränen mehr. Wie apathisch lag sie neben Buchentau und starrte trüb in die Leere.